Konkrete Pläne für Zukunft des Capitol-Kinos

Geistesblitz avanciert zur erstklassigen Werbeaktion

Carolin Lünser und Christian Kocherscheidt haben sich über die überwältigende Resonanz sehr gefreut. 

Bad Berleburg. 17er Nuss und 17er Schlüssel – der Blick in so manchen Werkzeugkasten, der am Dienstag im Bad Berleburger Capitol-Kino stand, offenbarte den unbedingten Willen, die ersteigerten Kino-Sessel abzumontieren. Doch ohne das richtige Werkzeug ging gar nichts. Daher wurde hektisch telefoniert – oder sich einfach einmal vor Ort geholfen.

Carolin Lünser hatte die Idee, die Aktion mit den Kinosesseln auf Facebook zu veröffentlichen. Sie koordiniert das Kino-Projekt für Christian Kocherscheidt und Katrin Kocherscheidt, die mit der HCK GmbH & Co. KG das Kino erworben haben (SZ berichtete).

Nachdem man die Aktion im Internet veröffentlicht habe, sei die Reaktion überwältigend gewesen. „Ich saß mit zwei Mobilgeräten am Platz. In wenigen Minuten waren alle 82 Sessel reserviert. Die Leute wollten ein Stück Erinnerung mit nach Hause nehmen.“

Kino soll umgestaltet werden

Warum die Sessel weichen mussten, erläuterte Christian Kocherscheidt: „Wir wollen das Kino umgestalten. Dazu müssen wir den Kinosaal 1 umbauen. Eine neue Bestuhlung ist auch vorgesehen, daher hatten wir Kinostühle und Sessel über.“ Die Sessel anzubieten, sei eine gute Idee gewesen. „Das war eine super Werbeaktion für das ganze Kino“, freute sich der Eigentümer und er betonte: „Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Region attraktiv bleibt, wie es von der Landschaft, der Wohnsituation und der Arbeit der Fall ist. Wenn dann so ein kulturelles Thema fehlt, hat mir das schon Leid getan. Ich habe gehofft, dass sich irgendjemand findet und etwas unternimmt. Doch dann stellt man fest: Christian, wenn du es jetzt nicht machst, wird es erstmal keiner tun.“

Die letzten beiden Filme, die er im Bad Berleburger Kino gesehen habe, seien Jumanji und Star Wars gewesen, so Christian Kocherscheidt, der anmerkte, dass seine Frau Iris eher die Kino-Expertin sei. „Sie ging früher mit einigen Freundinnen regelmäßig mittwochs ins Kino.“

Erlebniskino mit Hotel und Restaurant

Das zukünftige Kino solle, so Projektleiterin Carolin Lünser, ein Erlebniskino mit Hotel und Restaurant werden. „Diese drei Bereiche sollen enorm voneinander profitieren. Man kann ins Kino gehen, einen Film anschauen, aber auch Kleinkunst erleben. Dazu wird im großen Sahl auch eine Bühne errichtet.“ Anschließend könne man sich bei einem Glas Wein über den Film austauschen und dann vielleicht im Kino übernachten.

Eine Voraussetzung für den weiteren Fortschritt des Projektes war die Demontage der alten Kinosessel. Etwas über 20 Glückliche kamen zum Bad Berleburger Traditionskino, um sich ihre Sessel abzuholen. Sie hatten bei einer Online-Aktion das Glück gehabt, auf die Liste derer zu kommen, die sich auf dieses ganz besonderen Möbel freuen dürfen.

Vier Sessel fürs Heimkino

Darunter war auch Martina Meier, die sich engagiert mit dem richtigen Werkzeug an die Arbeit machte. Sie und ihr Mann hatten einen Altbau erstanden und renoviert. „Kino ist eine Leidenschaft meines Mannes. Daher wird ein Heimkino in unserem Haus einen Platz finden. Da passen vier Kinosessel aus der Heimatstadt natürlich bestens hinein.“

Für seine Tochter war Peter Kutschan vor Ort. „Zwei Sessel waren der Auftrag. Die kommen jetzt nach Gelsenkirchen zu meiner Tochter, die ja auch aus Bad Berleburg stammt.“ Bei der Aktion verlangte Christian Kocherscheidt übrigens kein Geld für die Sessel. Eine Spende für die rare Ware war aber gern gesehen. Hier dachte der Bad Berleburger Unternehmer an den Jugendförderverein, der in Corona-Zeiten eine lange Durststrecke durchzustehen hat. „Eine tolle Aktion. Ich bin froh, dass wir gefragt wurden“, freute sich dann auch der Vorsitzende Holger Saßmannshausen vor Ort.

Foto: Andreas Wolf

Zeitungsartikel aus der Siegener Zeitung vom 19. Mai 2021 von der Redaktion Wittgenstein aus Bad Berleburg