Kino im neuen Capitol
„Eine Bereicherung für Bad Berleburg“
Bad Berleburg hat endlich wieder ein Kino. Das neue Capitol macht Kino mit Restaurant und Hotel unter einem Dach zum echten Event.
Es riecht wieder nach Popcorn im Capitol in Bad Berleburg. Nach vier Jahren Wartezeit hat am Freitagabend die dritte Komponente des neuen Capitols eröffnet: Neben Restaurant und Hotel ist nun auch das Kino fertiggestellt. „Modern und anders“ war das Konzept, so Investor Christian Kocherscheidt. Dennoch sind Teile des alten Grundrisses im Kino wiederzuerkennen.
„Vier Jahre wurde geplant, konzipiert, überwacht und begleitet“, sagte Kocherscheidt bis nun die dritte und damit letzte Komponente des neuen Capitols feierlich eröffnet wurde. Aber der Investor gab offen zu: „Von Kino haben wir so viel Ahnung wie die Kuh vom Sonntag. Wir gehen gerne hin, aber konnten uns nicht vorstellen, was dahintersteckt.“ Deswegen holte er sich Verstärkung: Architektin Monika Weber-Pahl, Kinobetreiber Kai Winterhoff, der auch das Bad Laaspher Residenztheater betreibt, und Carolin Lünser als Direktorin des neuen Capitols, die auch durch den Eröffnungsabend führte.
Kino soll im neuen Capitol zum Event werden
Eine Frage stellte sich aber doch: „Wer geht noch ins Kino? Das kann man alles zu Hause sehen“, fragte Kocherscheidt und lieferte sogleich die Antwort: „Ja, kann man. Aber das ist kein Event.“ Und der Besuch im neuen Capitol soll ein Ereignis werden. „Hier ist eine tolle Location entstanden und ich hoffe, sie wird eine Bereicherung für Berleburg und Wittgenstein. Dafür meine Bitte: Nehmen Sie es an.“ Unter dem Dach des neuen Capitols gibt es nun Restaurant, Hotel und Kino. „Das alles kann man auch gut kombinieren. So geht das Kinoerlebnis auch auf den Zimmern“, erklärte Kocherscheidt, denn von dort können die Kinofilme ebenfalls über den Fernseher geschaut werden.
Drei Säle gibt es im neuen Kino – das Wohnzimmer, die Bibliothek und das Theater. Im großen Saal, dem Theater, sind die Kinosessel wieder rot geworden – so wie es früher schon war. Bisher steht nur die Hälfte der Bestuhlung, die restliche sollen bis Mitte Dezember geliefert werden. Der erste Film, der im neuen Capitol gezeigt wird, ist ein Zeitraffer des Kinoumbaus. Mit den Worten „Film ab“ gab Carolin Lünser den Startschuss für das neue Kino.
Ein Rückblick in die Geschichte des Berleburger Kinos
Architektin Monika Weber-Pahl nahm die Gäste an diesem Abend mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen des Kinos und der Familie Tondok-Womelsdorf, die bereits 1935 ein Schauspielhaus in Bad Berleburg führten. „Vor 70 Jahren wurde das Capitol im Herrengarten eröffnet“, erklärte Weber-Pahl. 1988 übernahm Bernd Womelsdorf die Leitung von seiner Mutter Ilse Womelsdorf. „Ich möchte vor dem Lebenswerk der Familie Womelsdorf meinen Hut ziehen“, sagte Weber-Pahl und bekam dafür Applaus von den Gästen. Mit dem aktuellen Umbau hat wieder eine Bühne in den großen Kinosaal Einzug gehalten. „Die vorderen Sitzreihen können abgebaut und unter der Bühne verstaut werden, so hat man eine größere Fläche für Schauspiele“, erklärte die Architektin. „Für Feiern und Bewirtung gibt es eine Tapetenwand zur angrenzenden Küche.“
Mit der Bühne im neuen Capitol gibt es in Berleburg einen weiteren Veranstaltungsort für Kultur
Zur Eröffnung des „neuen alten Kinos“ gratulierte auch Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Restaurant, Hotel und Kino sind ein stimmiger Dreiteiler, so Fuhrmann. Und er wisse, dass ein Kino in einer Kleinstadt alles andere als selbstverständlich sei: „Ich wünsche mir, dass das Projekt eine unendliche Geschichte wird.“ Andreas Wolf, Vorsitzender der Kulturgemeinde, freute sich besonders über Bühne mit professioneller Licht- und Bühnentechnik. „Das ist eine enorme Bereicherung für eine Kleinstadt wie Bad Berleburg“, sagte Wolf. „Neben dem Bürgerhaus am Markt – mit dem großen Saal – gibt es jetzt ein paar Schritte entfernt einen kleinen Ableger.“
Ab sofort laufen aktuelle Blockbuster im neuen Capitol
Genutzt wurde die Bühne am Eröffnungsabend von Olena und Vitalli Bondar, einer ukrainischen Band, die für musikalische Unterhaltung sorgten. Außerdem gab es Essen aus dem Restaurant und – wie sollte es im Kino anders sein – einen Film: „Loriots große Trickfilmrevue“. „Ein Zusammenschnitt von Loriots Trickfilmen, der im April dieses Jahr veröffentlicht wurde. Denn in diesem Jahr wäre Loriot 100 Jahre alt geworden“, sagte Kinoleiter Kai Winterhoff. Ab sofort laufen aktuelle Blockbuster auf der großen Leinwand wie „Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes“, „Ein ganzes Leben“ und „Sound of Freedom“. Dann wird es wieder jeden Abend nach Popcorn riechen – das gab es nämlich nicht nur während der Eröffnungsfeier.
Zeitungsartikel aus der Westfalenpost vom 2. Dezember 2023 von Annelie Manche.