Blockbuster, Bistro und Betten

Das „Neue Capitol“ in der Bad Berleburger Innenstadt soll den Kinobesuch wieder zum Ereignis machen. Dazu gehört auch ein Bistro auf zwei Etagen und eine neue Bühne

Andreas Wolf, Monika Weber-Pahl, Christian Kocherscheidt, Bernd Fuhrmann und Holger Saßmannshausen (von links) freuen sich über das „Neue Capitol“ und die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten.

Bad Berleburg. Ein großer Saal, das Licht gedämmt, tiefer Bass, der aus den Boxen tönt und der Duft nach frischem Popcorn – ein Kinobesuch ist für die meisten Menschen mehr als nur mal eben „einen Film schauen“. Es ist ein Ereignis, das man mit Familie, Freunden oder aber auch alleine – für sich – genießen möchte. Ein Ereignis, das seit Anfang des Jahres in Bad Berleburg nicht mehr möglich ist. Aus gesundheitlichen Gründen musste der Betreiber das Kino in der Herrenwiese schließen. Nun aber können Kinoliebhaber uns all jene, die Kabarett, Variete und Co vermissen, aufatmen. Das „Neue Capitol“ soll 2022 wieder eröffnen. Kino, Variete, Theater – vereint mit einer Gastronomie und Bettenvermietung – so der Plan den die beauftragte Architektin Monika Weber-Pahl (Pahl und Weber-Pahl Planungsgesellschaft Darmstadt) nun vorstellte.

Die Idee

Die Idee sieht wie folgt aus: Einen Ort schaffen, wo Events wie Kino, Lesungen, Konzerte und Co. stattfinden können, Menschen Essen gehen können und auch übernachten können. Der Name „Capitol“ bleibt – ebenso wird auch die Optik der 1950er Jahre weitgehend beibehalten und mit moderner Architektur ergänzt. So beispielsweise in Form einer neuen Gastronomiefläche mit Innen- und Außenbetrieb. Die private Nutzung der Obergeschosse wird zukünftig entfallen.

Das Erdgeschoss

Im Erdgeschoss wird es auch weiterhin drei Kinosäle geben – mit einer Kapazität von ca. 188 Plätzen. Zudem wird es im großen Saal künftig eine Bühne geben, wo dann auch Lesungen und Aufführungen stattfinden können. Zudem kann dort ein Teil der Sitzplätze mit Tischen ausgestattet werden, so dass dort auch eine Bewirtung erfolgen kann. „Das Kino soll jedoch keine Konkurrenz zum Bürgerhaus sein“, betont Weber-Pahl. Vielmehr sei es eine Ergänzung für das kulturelle Programm in der Stadt. Was den Eingangsbereich betrifft, so wird es dort auf der einen Seite ein Foyer geben und auf der anderen Seite ein Bistro. Dazwischen fungiert der Thekenbereich als Theke, Ticketverkauf und Zimmervermietung. Die Fläche draußen, zwischen den vier Bäumen, wird ebenfalls für die Gastronomie hergerichtet. Was das Bistro betrifft, so handelt es sich dabei um einen gläsernen Anbau. Ebenfalls wird es nach Norden einen Anbau geben, der für weitere Stellplätze und im Obergeschoss für die Technik genutzt werden soll.

Das Obergeschoss

Im Obergeschoss soll im Bereich des Bistros eine Galerie mit bis zu 46 Plätzen entstehen. Des Weiteren befinden sich im Obergeschoss die Verwaltung, Projektionstechnik für die Kinosäle und ein multifunktionaler Raum, der für kleinere Zusammenkünfte gebucht werden kann. Durch das Bistro ist auch dort ein Cateringservice möglich.

Das Dachgeschoss

Ebenfalls könnte das Bistro als Frühstücksraum genutzt werden, denn das bislang leerstehende Dachgeschoss soll in ein sogenanntes „Boardinghouse“ umfunktioniert werden. Dort entstehen insgesamt elf barrierefreie Doppelzimmer und eine behindertengerechte Suite.

Der Investor

Es ist kein Ejot-Projekt – soviel sei gesagt. Vielmehr ist es ein Projekt der HCK GmbH & Co. KG – dahinter verbergen sich die Namen Hans, Christian und Katrin der Familie Kocherscheidt. „Als klar wurde, dass das Kino dicht macht, fand ich das sehr schade. Ich bin immer gerne ins Kino gegangen. Und es tat mir auch Leid und natürlich denkt man da auch an die Attraktivität des Standortes. “ Kocherscheidt selbst hatte ein großes Interesse daran, dass so etwas, wie das Kino, in der Stadt erhalten bleibt. Und dann kam der Moment, in dem ihm klar wurde: „Wenn du nicht selber jetzt darüber nachdenkst, dann wird das wahrscheinlich nichts. Es wird niemand über Nacht ankommen und anfangen, das Kino zu übernehmen.“ Recht schnell wurde ihm aber auch bewusst, dass vom Kinobetrieb allein das ganze Thema nicht leben kann. „Vor 80 Jahren konnte man die Massen vielleicht ins Kino bewegen. Heute aber gibt es Netflix und Co. Die Stärke eines Kinos ist aber, dass es auch ein Ereignis ist und das müssen wir nutzen, in dem wir den Kinobesuch wieder zu einem Ereignis machen – mit Essen, Trinken und alles was dazu gehört.“ Der wichtigste Punkt in der Zukunft wird es nun sein, einen geeigneten Betreiber zu finden. Hotellerie, Gastronomie und Kino? „Wenn wir jemanden finden, der alles vereint, wäre es natürlich super. Aber das wird sich erst noch zeigen“ , so Kocherscheidt. Bürgermeister Bernd Fuhrmann lobt die Ideen zum neuen Capitol: „Es ist für die Stadtentwicklung sehr wichtig, dass das Kino erhalten bleibt.“

Foto: Ramona Richter

Zeitungsartikel aus der Wittgensteiner Zeitung vom 25. August 2020 von Ramona Richter