„Das ganze Haus ist ein Event“
Arbeiten am „Neuen Capitol“ liegen im Zeitplan
Bad Berleburg. Das Drehbuch ist geschrieben, neben aktuell laufenden Arbeiten am Setting finden parallel auch die Castings statt – so oder so ähnlich könnte man den aktuellen Sachstand bezüglich des Großprojekts „Neues Capitol“ im Herrengarten in Bad Berleburg beschreiben, um in der Filmsprache zu bleiben. Denn genau dieses Metier greift das ganzheitliche Konzept aus Kino, Hotel und Restaurant in allen möglichen Facetten auf.
Ein durchaus außergewöhnlicher Ansatz, wie Carolin Lünser im Gespräch mit der SZ bestätigt. „Ein derartiges Konzept ist schon etwas Besonderes und fast einmalig in Deutschland. Lediglich in Harsefeld bei Buxtehude gibt es bereits ein Kino-Hotel in ähnlicher Art“, so die Projektmanagerin, die sich seit Mai intensiv mit den Planungen rund um die drei Bausteine Kultur-Kino, Kino-Hotel und Restaurant beschäftigt. Investor ist die HCK GmbH & Co. KG um Christian Kocherscheidt, mit der Planung beauftragt ist die Pahl + Weber-Pahl Planungsgesellschaft Darmstadt.
Bodenplatte noch vor Weihnachten
In Bad Berleburg hat man sich mittlerweile schon an die Großbaustelle in der Nähe des Johannes-Althusius-Gymnasiums gewöhnt. Zumal die für den Herbst 2022 anvisierte Eröffnung des neuen Capitols nicht nur die Odebornstadt, sondern ganz Wittgenstein elektrisiert. Erfreulich deshalb, dass die eingangs erwähnten Arbeiten am Setting – also die eigentlichen Bauarbeiten – weiter auf Hochtouren laufen, wie Carolin Lünser bestätigt. So verfolgt man nach Erledigung der aufwendigen Unterkellerungsarbeiten noch ein weiteres ambitioniertes Ziel: Nach Möglichkeit soll noch vor Weihnachten die Bodenplatte gelegt werden. Auch von der aus vielen Branchen bekannten Beschaffungsproblematik von Baumaterial sei das Projekt bisher glücklicherweise größtenteils verschont geblieben, sodass es noch zu keinen nennenswerten zeitlichen Verzögerungen gekommen sei.
Corona-bedingte Auswirkungen spürt die 35-Jährige nach eigenen Angaben dennoch. Und zwar bei den zurzeit laufenden Casting-Arbeiten, also dem Zusammenstellen eines Teams für Hotel und Restaurant. Während sie zur konkreten Betreibersuche „noch nichts sagen kann und möchte“, räumt Carolin Lünser ein, dass der in der Pandemie zu verzeichnende Personalmangel in Gastronomie- und Hotelleriegewerbe die Suche nach geeigneten Kandidaten nicht gerade vereinfache. Dennoch habe man bereits aussichtsreiche Kontakte geknüpft und werde demnächst auch eine Stellenausschreibung diesbezüglich veranlassen. Denkbar sei vieles: So könne ein Koch beispielsweise durchaus auch als Betreiber auftreten. „Wichtig ist, dass wir ein Team finden, das das Konzept mitträgt“, betont die Projektmanagerin. Gestaltungsmöglichkeiten inklusive.
Große Pläne für Kino und Hotel
Denn dieses Konzept – also das Drehbuch – steht bereits und durchzieht und verknüpft dabei alle drei Projektbausteine. „Das ganze Haust ist ein Event“, verspricht Carolin Lünser in Bezug auf ihr „Herzensprojekt“. Im Erdgeschoss, wo die drei Kinosäle saniert werden und 182 Sitzplätze entstehen, wird der große Saal beispielsweise mit einer Bühne und modernster Veranstaltungstechnik ausgestattet. Hier sollen neben den Kino-Blockbustern demnächst auch unterschiedliche Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder Kabarett, private Feiern oder Tagungen stattfinden.
Das Restaurant wiederum wird Gästen die Möglichkeit bieten, sich vor der Filmvorführung beispielsweise mit einem Drei-Gang-Menü verwöhnen zu lassen. „Hier wird es eine besondere Herausforderung sein, das Essen zeitnah und pünktlich bereitzustellen. Denn der Film wartet nicht“, weiß die ehemalige Leader-Regionalmanagerin. Zu besonderen Anlässen werde man sich zudem thematisch passende Gerichte, Getränke und Snacks einfallen lassen, etwa einen stilechten Martini-Empfang bei einem James-Bond-Film. Geschüttelt, nicht gerührt, versteht sich. Auch ein Sonntagsbrunch sei denkbar und in Wittgenstein gefragt, so Carolin Lünser.
Gäste sollen Hauptdarsteller sein
Das Hotel, das im bisher leerstehenden Dachgeschoss mit zehn barrierefreien Doppelzimmern und zwei behindertengerechten Suiten geplant ist, fügt sich ebenfalls nahtlos in das Konzept ein. So wird zum einen die klassische Rezeption mit Empfang abgeschafft, zum anderen gibt es Überlegungen, jedes der Zimmer mit eigenem Beamer statt der üblichen Flachbildschirme auszustatten. „So hätte jeder Gast sein eigenes kleines Kino und könnte sich beispielsweise Popcorn aufs Zimmer bestellen“, erklärt die Projektmanagerin die Grundidee. Denn eines steht für sie bereits jetzt über allem: „Unsere Gäste sollen die Hauptdarsteller sein, und wir sind die Regisseure.“
Zeitungsartikel aus der Siegener Zeitung vom 12. November 2021 von Lars Lenneper.